WisoTex 4.0
DFG-Projekt
Die deutsche Textilindustrie hat im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte viele Veränderungen durchlaufen und die typischen Phasen der industriellen Revolution bewältigt - von der „Mechanisierung“ über die „Elektrifizierung“ bis hin zur „Computerisierung“. Als nächster großer Schritt gilt die Implementierung von Industrie 4.0-Konzepten in einer vernetzten Cyber-physischen Produktionsumgebung. Dies kann für die mittelständisch geprägte Industrie große Synergien und neue Wertschöpfungspotenziale schaffen, birgt aufgrund der komplexen Wertschöpfungskette aber auch neue Herausforderungen der zwischenbetrieblichen Interaktion. Innovation bei der Produktentwicklung spielt im technischen Textilbereich – einem Wachstumstreiber der Branche – bereits eine maßgebliche Rolle und hat bislang das Überleben der Industrie im Hochlohnland Deutschland gesichert. Ist diese Entwicklung nachhaltig für den Textilstandort Deutschland? Wie wird die digitale Transformation die hiesigeTextilindustrie im Jahr 2030 prägen? Und wie müssen Akteure in den historisch gewachsenen Textilclustern zusammenwirken, um den Wandel positiv zu gestalten?
Zu diesen Fragestellungen haben gut 40 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis beim Zukunftsworkshop „Textil – 2030“ am 28.11.2018 im Digital Capability Center (DCC) in Aachen verschiedene Szenarien für das Jahr 2030 erarbeitet. Hierfür bot das DCC eine besondere Location, da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit hatten, Industrie 4.0-Konzepte in Form von digitalen Assistenzsystemen anhand einer Modellfabrik im Vorfeld zu erkunden.
Während des Workshops wurden zunächst in Kleingruppen Potenziale/Chancen & Herausforderungen/Risiken für vier verschiedene Themenbereiche erarbeitet (Arbeit in der Textilindustrie 2030, Textile Wertschöpfung 2030, Textilproduktion 2030 & Vernetzung 2030 – Standards & Schnittstellen). Auf dieser Basis wurden dann wichtige Einflussfaktoren und Stakeholder ermittelt, die Best-Case- & Worst-Case-Szenarien für das Jahr 2030 prägen könnten. Schließlich konnten die Gruppen Handlungsempfehlungen und Vermeidungsstrategien ableiten.
Folgend einige wichtige Ergebnisse:
- Notwendigkeit branchenübergreifend neu definierter Berufsfelder, um dem steigenden Bedarf an IT-Know-How gerecht zu werden und den Fachkräftemangel zu bewältigen.
- Eine stärker endkundenzentrierte Service- und Produktentwicklung, um neue Wertschöpfungspotenziale früh zu erkennen.
- Mehr Offenheit und Vertrauen in der Branche schaffen, Digitalisierungs-Best-Practices zu teilen; dazu neue Formate der zwischenbetrieblichen Vernetzung zum Ergebnisaustausch.
- Neues Sicherheitsmanagement und „Data-Sharing-Verträge“ als zu etablierende Institutionen, um Vertrauen aufzubauen.
Das Forschungsprojekt Industrie 4.0 untersuchte im interdisziplinären Ansatz von Wirtschaftsgeographie, Textiltechnik/-ingenieurwesen sowie Wirtschafts-, Sozial- und Technologiegeschichte, welche räumlichen Implikationen mit Industrie 4.0 künftig verbunden sein könnten.